Geldanlage, Kapitalbildung oder einfach nur Altersvorsorge – das sind Themen, für die sich junge Anleger in vielen Fällen oft Beratung und Informationen bei sogenannten Finfluencern holen. Diese betreiben entsprechende Kanäle zum Beispiel bei Youtube, Instagram oder auch TikTok.
Eine der zahlreichen Plattformen ist Finanzfluss, die bereits seit 2016 am Start ist. Ihre Gründer Thomas Kehl und Arno Krieger nahmen ihre ersten Videos für Youtube noch im Hausflur auf. „Im Monat gibt es rund zwei Millionen Besucher auf unserer Website“, sagt Krieger anlässlich der Anlegermesse Invest in Stuttgart. Der 32-Jährige ist eher im Hintergrund während der studierte Betriebswirt Kehl als Mann vor der Kamera die Welt der Finanzen erklärt und das Gesicht in den sozialen Medien ist.
Vom Girokonto bis zum ETF-Sparplan
Das Portal Finanzfluss versteht sich nach den Worten von Krieger als Angebot für vornehmlich junge Verbraucher bis Anfang 30 und bietet diverse Vergleichsrechner zu den unterschiedlichen Themen an. Das geht von Girokonten, Fest- und Tagesgeldern hin bis zu ETF-Sparplänen. „Wir machen keine Werbung für Produkte“, sagt Krieger, Ziel sei es, Orientierung anzubieten. Aber er weist darauf hin, dass beim Anklicken eines entsprechenden Werbelinks oder dem Kauf eines Produkts oder dem Abschluss eines Vertrags je nach Anbieter eine Provision gezahlt wird.
Der klassische Finfluencer arbeitet in der Regel alleine und macht in einem Großteil der Fälle gezielt Marketing für ein spezielles Produkt. Generell bewertet der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser solche Angebote als kritisch: „Bei der Tätigkeit der Finfluencer als Unterausprägung des Influencer-Marketings handelt es sich um ein Geschäftsmodell, das mittels der dramaturgischen Inszenierung von ‚Nähe‘, ‚Freundschaft‘ oder ‚Vertrautheit‘ Expertentum vermitteln will, dass in aller Regel nicht vorhanden ist.“
Aus Perspektive der Verbraucher, die sich selbst als nicht ausreichend informiert betrachteten und deshalb Informationen von Experten nachfragten, sei nicht erkennbar, ob die Informationen valide seien. Etwa 1,68 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 14 und 29 haben 2023 nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) an der Börse investiert. Aktien, Fonds oder ETF sind weiterhin von Interesse.
Während der Pandemie erlebten Aktien und Fonds bei jungen Menschen, auch befeuert durch die Trading Apps, einen Boom. „Trading Apps ermöglichen einen niedrigschwelligen und kostengünstigen Zugang zu den Kapitalmärkten“, sagt Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin für Betriebswirtschaft von der Universität Mannheim. Junge Menschen, die digital Natives, nutzten oftmals diesen Weg um am Kapitalmarkt teilzunehmen, während ältere Menschen hier mehr technologische Berührungsängste haben. Trading Apps seien also von großer Bedeutung gerade für junge Menschen. So bilden bei der App mit dem Namen Bison von der Börse Stuttgart, die 30- bis 40-jährigen mit rund 31 Prozent die größte Altersgruppe unter den Nutzern. Danach folgen die 18- bis 29- Jährigen, die rund 23 Prozent der Nutzer ausmachen. Der Manager der Gruppe Börse Stuttgart, Dragan Radanovic, sieht durchaus Unterschiede beim Anlageverhalten der unterschiedlichen Altersgruppen: „Junge Anleger dürften etwas risikoaffiner als Ältere sein. Ihnen steht dabei auch ein längerer Zeithorizont für ihre Investments zur Verfügung. Andererseits gibt es viele erfahrene Anleger, die das gesamte Spektrum an Wertpapierklassen handeln.“ Die Handelsvolumina und Ordergrößen seien bei älteren Anlegern in der Regel höher, da diese Altersgruppe mehr Kapital für ihre Investments zur Verfügung habe.
Bei der Anlegermesse Invest in Stuttgart sind am Wochenende etwa 130 Aussteller vertreten. Verbraucherschützer Nauhauser meint: „Es tummeln sich dort vor allem Akteure, die Anlegern riskante Anlage- und Tradingstrategien verkaufen, die nicht halten können, was sie versprechen. Die Messe ist und war schon immer ein bunter Zirkus, auf dem viele Gaukler um die Aufmerksamkeit und das Geld der Besucher buhlen.“
Breites Angebot an Finanzanlagen
Mit zum zweiten Mal von der Partie ist die Bank im Bistum Essen, Sie hat sich ökologischen und sozialen Grundsätzen verschrieben und hat für die Privatanleger Fonds im Angebot, ihre beiden Mikrofinanzfonds haben ein Gesamtvolumen von 270 Millionen Euro. Das Geld der Anleger werde benachteiligten Bevölkerungsgruppen in Schwellen- und Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt, wie eine Sprecherin mitteilt.
Das Angebot auf der Messe ist breit. Da wird neben den bekannten Anlagen gleichfalls für Investments in Diamanten, Solarparks, Rechenzentren oder Silberkunst geworben und natürlich für Edelmetalle als vermeintlich sicherer Hafen in Krisenzeiten. Der Edelmetallhändler pro aurum lockt an seinem Stand die Besucher mit „Big Phil“. Einer riesigen Goldmünze, die 31,1 Kilogramm schwer ist. Weltweit gibt es den Angaben zufolge lediglich 15 Stück davon.