Dass Vornamen Moden unterliegen, kann quick jeder anhand seiner eigenen Familie nachprüfen. Wenn man in den 1960er-Jahren geboren ist, heißt man Thomas oder Sabine. Opa hieß Otto, Oma hieß Margarethe, Papa hieß Wolfgang, Mama hieß Helga, die eigenen Kinder heißen Jan und Julia und – falls man schon welche hat – die Enkel Noah und Emilia. Sag mir, wie du heißt, und ich sage dir, in welchem Jahrzehnt du geboren bist. Es gibt statistische Ausreißer, doch im Großen und Ganzen lassen sich Vornamen der jeweiligen Epoche zuordnen.
Das Web-Verbraucherportal Verivox hat diese Statistik nun um einen interessanten Aspekt erweitert: Sag mir, wie du heißt, und ich sage dir, wie viel du für die Autoversicherung zahlst. Das Portal durchforstete die eigenen Daten nach jeweils 30 männlichen und weiblichen Vornamen und stellte statistische Auffälligkeiten fest. So zahlen alle Patricks durchschnittlich mehr als doppelt so viel Beitrag für die Kfz-Haftpflicht wie die Uwes (plus 111 Prozent). Und Jessica blecht quick doppelt so viel wie Petra (plus 85 Prozent).
Je moderner der Vorname, umso höher der Beitrag. Die Systematik wird beim Blick auf einzelne Namen deutlich: Jessica zahlt 44 Prozent mehr Beitrag als der Durchschnitt aller 30 Vornamen durch alle Altersklassen. Sarah warfare in den 1990er-Jahren zweimal der am häufigsten gewählte weibliche Vorname in Deutschland – heute zahlt sie 36 Prozent mehr Beitrag als der Durchschnitt. Ähnlich sieht es bei Jennifer aus (plus 35 Prozent). Auch diese Vornamen liegen über dem Durchschnitt: Nicole, Nadine, Anna, Daniela und Stefanie. Ganz anders dagegen Petra, in den 1960er-Jahren der dritthäufigste weibliche Vorname: Sie zahlt 22 Prozent weniger Beitrag als der Durchschnitt. Für Karin ist es um 21 Prozent günstiger, für Gabriele um 20 Prozent. Es folgen Martina, Sabine, Kerstin und Susanne.
Dasselbe bei den Männern: Die Kinder der 1990er-Jahre zahlen drauf, Patrick um 38 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt, David um 29 Prozent und Tobias um 23 Prozent. Hinter ihnen Daniel, Sebastian, Mario und Sven. Das umgekehrte Phänomen bei Uwe (minus 24 Prozent Betrag gegenüber dem Durchschnitt), Bernd (minus 19 Prozent) und Jürgen (minus 18 Prozent). Es folgen Jörg, Ralf, Jens und Wolfgang. Die Verivox-Statistik beweist auch, dass das Ergebnis eindeutig vom Alter der Vornamen abhängt: Patrick ist im Durchschnitt 36,9 Jahre alt, Uwe dagegen 58,5 Prozent. Jessica bringt es auf 33,8 Jahre, Petra auf 58,5.
Emil und Otto bekommen keinen Rabatt wegen ihres Namens
Es riecht stark nach Altersdiskriminierung, nur andersherum: Bei der Autoversicherung werden scheinbar ausnahmsweise einmal nicht die Alten diskriminiert, sondern die Jungen. Doch das täuscht. Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Versicherungsvergleiche von Verivox, hat eine logische Erklärung dafür. „Namen spielen für die Versicherer keine Rolle“, sagt er. „Die durchschnittlichen Beitragsunterschiede ergeben sich vor allem aus der Altersstruktur, die sich auch in der Namenswahl widerspiegelt.“ Und das hat mit der sogenannten Schadenfreiheitsklasse zu tun, von der die Höhe des Kfz-Versicherungsbeitrags in erster Linie abhängt. „Wer älter ist, konnte sich meist schon einen höheren Schadenfreiheitsrabatt erfahren“, sagt Schütz.
Fahranfänger beginnen mit der Schadenfreiheitsklasse (SF) 0, sie zahlen einen Beitrag von 200 bis 280 Prozent. Nach einem Jahr unfallfreiem Fahren sinkt der Beitrag auf 100 Prozent (SF 1) und dann immer weiter bis auf SF 50 und einen Beitrag von 17 Prozent. Dafür muss man aber über Jahrzehnte unfallfrei fahren. Die Abstufungen sind bei jedem Versicherer unterschiedlich.
Die Systematik erklärt, weshalb Uwe und Petra günstiger davonkommen als Patrick und Jessica. Wie bei jeder Statistik gilt das aber nur im Durchschnitt. Man muss jeden Einzelfall gesondert betrachten. Wenn Uwe oder Petra einen Unfall verursachen, werden sie hochgestuft. Es kann dann sein, dass sie mehr für die Kfz-Haftpflicht blechen als Patrick und Jennifer. Eine weitere Ungenauigkeit ergibt aus der jüngeren Mode für Vornamen. Seit einiger Zeit werden Buben vermehrt wieder Emil, Paul oder Otto genannt, so wie ihre Großväter und Urgroßväter. Sie müssen bei der Kfz-Haftpflichtversicherung trotzdem mit SF0 anfangen – so wie die Noahs, Leons und Bens auch.