Deutschland ist ein Land der Erben. In den kommenden Jahren wird ein Vermögen von mehr als einer Billion Euro der nächsten Technology vermacht. Doch viele Menschen, die eine größere Summe geerbt oder geschenkt bekommen haben, stehen vor der Frage, wie sie das Geld an der Börse anlegen sollen. Sollte man an der Börse die gesamte Summe auf einen Schlag investieren oder aber in Tranchen gestaffelt einsteigen? WELT verrät die beste Vorgehensweise.
Weltweit notieren die Börsen gerade auf oder in der Nähe ihrer Allzeithochs. Das muss zwar nicht zwingend bedeuten, dass nun der große Absturz kommt. Allerdings steigt das Risiko einer Korrektur. Und für Anleger, die vor der Herausforderung stehen, eine große Anlagesumme zu investieren, ist die derzeitige Börsenlage alles andere als einfach.
Viele Sparer sind mit der State of affairs überfordert, sagt Joachim Goldberg vom Analysehaus Goldberg & Goldberg. „Wenn ich jetzt unseren Erben nehme, gucke mir den Dax heute an und sage ihm, er soll jetzt mal in den Markt reingehen, dann sagt er mir als erstes: ‚Bist du sicher, dass ich das machen soll? Mein ganzes Geld auf einen Schlag, jetzt am Allzeithoch rein in den Markt.‘ Er wird schon daran scheitern“, sagt Goldberg, der als Börsenpsychologe bekannt ist.
Goldberg analysiert Monat für Monat die Börsenstimmung der Investoren und wie die Psyche die Anlageentscheidungen beeinflusst. „Behavioral Finance“, heißt sein Analysegebiet. Und es basiert auf der Prämisse, dass Menschen nicht wie gefühllose Maschinen ihr Geld investieren, sondern emotional darunter leiden, wenn sie Kursverluste erleiden. Und nach Untersuchungen ist dieser Schmerz zweimal so stark wie die Lust an Kursgewinnen.
Rein rational wäre die Sache mit dem großen Geldbetrag relativ einfach. Börsen steigen häufiger, als sie fallen. Der tägliche Erwartungswert ist damit positiv: Heißt im Klartext: Wer nicht sofort alles Geld am Markt unterbringt, verpasst Rendite. Das Dumme ist nur: Die Kursgewinne sind nicht gleich verteilt.
„Die Börse tut uns leider nicht den Gefallen, jedes Jahr sieben bis acht Prozent Rendite zu machen“, sagt Goldberg. Das seien historische Durchschnittsdaten. „Wir müssen uns immer im Klaren darüber sein, dass es eben auch Zeiten gibt, wo die sieben oder acht Prozent nicht gemacht werden und dass es auch mal unfavorable Jahre gibt.“
Was Goldberg damit meint, lässt sich an einem einfachen Rechenbeispiel demonstrieren. Angenommen ein Anleger hat Anfang 2008 einen Geldbetrag von 120.000 Euro geerbt und wollte diesen in den Weltindex MSCI World anlegen. Nun hatte dieser Anleger die Wahl, die Summe auf einen Schlag zu investieren oder auf zwölf Monatstranchen von je 10.000 Euro aufzuteilen.
160.000 Euro mehr in nur 16 Jahren
Hätte dieser Anleger sein Geld auf einen Schlag kurz vor dem Hoch 2008 im Mai investiert, wäre er mit der gesamten Summe in die Tiefe gefahren. Bei einem Einstieg über zwölf Monate hätte der gleiche Sparer mit seinen festen Summen von den gefallenen Kursen extrem profitiert. Hätte er das Geld bis heute im Weltindex MSCI World gehalten, wären die Unterschiede markant. Mit dem Einmalinvestment hätte er einen Wert von rund 517.000 Euro. Das Depot mit dem gestaffelten Einstieg läge dagegen bei 677.322 Euro, additionally stünde intestine 160.000 Euro höher.
Doch der gleiche Erbe hätte mit seinem 120.000-Euro-Funding auch bis zum Frühjahr 2009 warten können. Hätte er zum Tief Ende Februar 2009 die 120.000 Euro auf einen Schlag eingezahlt, stünde sein Depot heute bei 845.603 Euro. Das Depot mit gestaffelten Einstieg hätte dagegen nur einen Wert von 693.000 Euro. Das zeigt, wie stark es bei der großen Summe auf das Timing ankommt. Doch beim Timing hätten selbst die Profis ihre Schwierigkeiten, sagt Goldberg.
„Es ist unglaublich schwierig, den Markt zu timen. Und gerade für Menschen, die zufällig durch eine Erbschaft mit den Finanzmärkten in Berührung kommen.“ Börsenpsychologe Goldberg rät daher zum sogenannten Break up-Trick. Die Anleger sollten eine große Summe in kleinere Tranchen teilen und nach einem festen Plan investieren.
Und dieser Plan sollte dann auch strikt eingehalten werden, auch wenn die Märkte während der Investmentphase fallen. „Wenn ich meinen Einstieg über einen längeren Zeitraum strecke, vielleicht über ein oder zwei Jahre, dann habe ich zumindest auch die Likelihood, mal einen großen Rücksetzer zu erwischen und letztlich bekomme ich dann einen Durchschnittskurs, mit dem jeder zufrieden sein kann“, sagt der Börsenpsychologe.
Und dank der neuen Dealer muss niemand mehr Geld dafür bezahlen, wenn er mit kleineren Summen in den Markt einsteigt, anstatt die gesamte Summe auf einen Schlag zu investieren. Am einfachsten funktioniert der Einstieg über einen ETF-Sparplan, sprich: Anleger investieren eine bestimmte Summe in einen Indexfonds. Am einfachsten ist die Ein-Fonds-Lösung. Anleger investieren in einen ETF, in den MSCI ACWI oder den FSTE All World.
Hier wird das Geld in der gesamten Welt – additionally Industrie und Schwellenländer – investiert. Allerdings ist der Anteil der Schwellenländer mit 16 Prozent für viele Sparer zu niedrig. So lässt sich das Basisinvestment auch über zwei Fonds besparen: nämlich einen ETF in den Weltindex MSCI World und einen in den Schwellenländerindex MSCI Rising Markets.
Doch auch diese Lösung hat für viele einen Makel: nämlich das hohe Gewicht der USA. Wer dieses Gewicht individuell beeinflussen möchte, braucht eine Dreifonds-Lösung: nämlich in einen MSCI World ex-USA, einen MSCI USA für den US-Anteil und einen MSCI Rising Markets für den Schwellenländeranteil.