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Berlin Die rzteschaft rztekammern und Kassenrztliche Vereinigungen (KVen) drngen weiter auf eine ausreichende Finanzierung der ambulanten Versorgung. Der Protest und der Ruf nach gesundheitspolitischen Kurskorrekturen setzt sich heute fort.
Eine Steigerung des fr die vertragsrztliche Vergtung ausschlaggebenden Orientierungswerts (OW) mahnt die Kassenrztliche Vereinigung (KV) Schleswig-Holstein im Rahmen der bundesweiten Aktion aller KVen unter dem Titel PraxenKollaps Praxis weg, Gesundheit weg! an.
Um den drohenden Praxenkollaps zu verhindern, muss der OW fr 2024 um 10,2 Prozent steigen, um einen vollen Inflationsausgleich zu gewhrleisten und das Gehalt der Praxismitarbeiter auf ein auskmmliches Ma anheben zu knnen, hie es aus der KV.
Dieser grundstzlichen Forderung schliet sich die KV Hessen an. Hohe Teuerungsraten, massiv gestiegene Energiepreise und der umkmpfte Arbeitsmarkt stellen die niedergelassene rzteschaft in Hessen zusehends vor existenzielle Probleme, erklrte die KV.
Schon seit Jahren verzeichne der OW nur marginale Zuwchse jeweils unterhalb der Inflationsrate, die nicht einmal mehr dazu ausreichten, um die laufenden Betriebs- und Personalkosten in den Praxen zu decken, so die Kritik der KV Hessen.
Mehr als den vollen Inflationsausgleich verlangt auch die KV Niedersachsen. Die unvernderte Ignoranz von Krankenkassen und Politik gegenber dem Leistungsbedarf in der ambulanten Versorgung fhrt zum wirtschaftlichen und personellen Austrockenen der Praxen, kritisierte dessen Vorstandsvorsitzender Mark Barjenbruch.
Gegen die Budgetierung bei der Finanzierung ambulanter Leistungen wendet sich die KV Baden-Wrttemberg. Entweder, wir mssen den Patientinnen und Patienten endlich reinen Wein einschenken und offen aussprechen, dass nur eine bestimmte Anzahl an Behandlungen professional Quartal vorgesehen ist oder die Budgetierung beenden, erluterte der Vorstandsvorsitzende der KV, Karsten Braun.
Kritik kommt auch von der KV Thringen: Die Zeichen innerhalb unserer Kollegenschaft stehen auf Sturm, sagte deren Vorsitzende Annette Rommel Ende vergangener Woche auf der KV-Vertreterversammlung. Sie kritisierte insbesondere die Abwertung der Selbstverwaltung in der politischen Diskussion.
Diese zhle nicht mehr zu den Gesprchspartnern auf Augenhhe, so Rommel. Das Ergebnis sind falsche Weichenstellungen fr eine der wichtigsten Sulen der sozialen Sicherheit im Land die ambulante Versorgung als ein Teil des noch immer trotz allem intestine funktionierenden Gesundheitswesens in Deutschland, sagte sie.
Auch die Vertragsrzte in Brandenburg sehen die medizinische Versorgung auf dem Land fr die Zukunft infrage gestellt. Wenn sich in der Wahrnehmung und der Bezahlung der ambulanten Strukturen nichts ndert, dann sehen wir die deutliche Gefahr, dass die individuelle Betreuung in der Flche nicht mehr gewhrleistet ist, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Brandenburg, Stefan Robach-Kurschat.
Die rzte kritisierten, dass nicht alle ihre Leistungen bezahlt werden. Jede Leistung muss zu 100 Prozent bercksichtigt werden, um Kalkulierbarkeit zu gewhrleisten, sagte der Vizevorstandschef, der Hausarzt in Nauen-Brnicke ist.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenrztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA), Jrg Bhme, rief heute erneut nach einem Inflationsausgleich und einem Aufschlages fr die fehlenden Ausgleiche der vergangenen Jahre.
Fr ihn haben diese Jahre auch gezeigt, dass das derzeitige Prinzip der Finanzierungsverhandlungen nicht funktioniert. Es brauche ein verbindliches und langfristig angelegtes Manahmenpaket zur Beseitigung der seit Jahren herrschenden Unterfinanzierung und zunehmenden Benachteiligung der Praxen gegenber dem stationren Bereich, mahnte er.
Was die Kassen bewusst auszuklammern scheinen, ist, dass Sparmanahmen auf dem Rcken der Praxen am Ende zwangslufig auch zulasten der Patientinnen und Patienten gehen, erklrten die drei Vorstnde der Kassenrztlichen Vereinigung Bayerns, Christian Pfeiffer, Peter Heinz und Claudia Ritter-Rupp.
Sie forderten ein Umdenken bei den Krankenkassen her. Ein qualitativ hochwertiges Gesundheitssystem funktioniert nur mit den Praxen der niedergelassenen rztinnen und rzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.
Catrin Steiniger, Vorsitzende der Kassenrztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), erklrte, die Krankenkassen mssten als Kostentrger endlich Verantwortung bernehmen. Wer an der Finanzierung der ambulanten Versorgung spart, tut dies auf dem Rcken der Patientinnen und Patienten. Ohne eine angemessene Bercksichtigung der hohen Kostensteigerungen wird sich die ambulante Versorgung nicht sichern lassen.
In den aktuellen Verhandlungen fr das kommende Jahr biete der GKV-Spitzenverband 2,1 Prozent mehr Honorar fr die ambulante Versorgung an, die rzte halten ein Plus von 10,2 Prozent fr notwendig. Am Mittwoch steht die dritte Verhandlungsrunde mit der Kassenrztlichen Bundesvereinigung an.
Der Spitzenverband Fachrzte Deutschlands (Spifa) verwies auf die berdurchschnittliche Inflationsentwicklung seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 und die damit verbundenen berdurchschnittliche Kostensteigerungen, insbesondere bei Private, Miete (Stichwort: Indexmieten), IT, Energie. Es brauche daher fr die Niedergelassenen jetzt zustzlich einen Inflationsausgleich im Honorar 2024.
Die Delegiertenversammlung der Landesrztekammer Hessen verabschiedete am Wochenende eine Decision zum Thema. Darin heit es, es sei fr eine hochwertige Patientenversorgung unter anderem ntig, die Krankenhausreform fr lnderspezifische Belange zu ffnen, eine auskmmliche Finanzierung der fachrztlichen und hausrztlichen Medizin im ambulanten Bereich zu schaffen.
Darber hinaus seien Anreize fr eine Niederlassung in lndlichen unterversorgten Gebieten zu verstrken, eine funktionierende digitale Infrastruktur einzurichten und die Gebhrenordnung fr rztinnen und rzte zu modernisieren.
Die Delegiertenversammlung der Landesrztekammer Hessen befrchtet bei unvernderter Fortfhrung der gesundheitspolitischen Gesetzgebung einen Kollaps der stationren Versorgung, ein Ausbluten der haus- und fachrztlichen ambulanten Medizin und die Entwicklung einer Zweiklassen-Medizin zum Nachteil von bedrftigen Patientinnen und Patienten, heit es in der Decision. © hil/dpa/aerzteblatt.de