Die Preise für Kfz-Versicherungen klettern immer weiter in die Höhe. Bei den Kunden sorgt das für Frust. Die Versicherer klagen ihrerseits über Kostensteigerungen.
Lüdenscheid – Die Preise für Kfz-Versicherungen klettern immer weiter in die Höhe. Ein Leser und 50-jähriges ADAC-Mitglied berichtet im Gespräch mit der Redaktion über eine Beitragsanpassung von rund 25 Prozent – und fragt sich, ob sein Wohnort in Lüdenscheid dabei eine Rolle spielt.
„Ich habe mir vor einem Jahr ein neues Auto gekauft und wurde anlässlich der anstehenden Vertragsverlängerung nun über eine Beitragsanpassung informiert, die ich in der Höhe nicht nachvollziehen kann“, sagt Reinhard Wagner.
Denn die hat es in sich: Von derzeit vierteljährlichen rund 160 Euro erhöhe sich der Beitrag auf mehr als 200 Euro – und das bei einer Schadenfreiheitsklasse von 50 und einem Beitragssatz von 16 Prozent. „Ich bin immer unfallfrei gefahren“, betont Wagner. „Für Fahranfänger ist eine Versicherung dann doch unbezahlbar.“
In einem beiliegenden Schreiben des ADAC werden die gestiegenen Ersatzteil- und Materialkosten als Hauptursache angeführt – detailliert werden die Kostentreiber aber nicht aufgeführt.
Auch auf Anfrage bestätigt ein ADAC-Sprecher: „Bereits im vergangenen Jahr sind die Rohstoffe und Vorprodukte wie etwa Lacke in der Kfz-Industrie teurer geworden. Dadurch haben sich auch die Ersatzteil- und Materialkosten erhöht. Hinzu kommen die gestiegenen Löhne.“
Die Regionalklasse habe sich im Märkischen Kreis hingegen trotz der gestiegenen Zahl an Unfällen seit der Brückensperrung für eine Vollkasko-Versicherung 2024 nicht weiter erhöht – in Wagners Fall habe lediglich eine schlechtere Typklasse – er fährt einen Renault Senic und wurde damit von 18 auf 19 aufgestuft – eine Rolle gespielt.
Versicherer beklagen Kostensteigerungen: Kfz-Versicherungen immer teurer
Der ADAC-Sprecher verweist in diesem Zusammenhang auf eine Mitteilung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), laut welcher die Autoversicherer auch 2024 Milliardenverluste befürchten würden.
Laut einer aktuellen Prognose des GDV würden die deutschen Kraftfahrtversicherer für das laufende Jahr zwar mit einem kräftigen Prämienanstieg auf 33,6 Milliarden Euro und damit mehr als 10 Prozent rechnen.
Der erwartete hohe Zuwachs dürfte aber trotzdem nicht ausreichen, um die Ausgaben für Verwaltung und Schäden zu decken. „Unter dem Strich könnte ein Defizit in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro entstehen“, heißt es vom GDV.
Wie sich die aktuelle State of affairs konkret auf die Prämien auswirken werde, darüber kann der GDV nach eigenen Angaben keine Aussage treffen. Dies liege in der Verantwortung der einzelnen Versicherer.
Bereits zum Jahreswechsel ergab eine vom Vergleichsportal Verifox in Auftrag gegebene Umfrage jedoch, dass 58 Prozent der Autobesitzer zum Jahreswechsel eine direkte Preiserhöhung erhalten haben. Befragt wurden dabei 1031 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren.
Versicherer beklagen Kostensteigerungen: Kfz-Versicherungen immer teurer
Reinhard Wagner hält dennoch an seiner Kritik fest: „Für Beitragsanpassungen hat denke ich jeder Verständnis. Aber nicht für 25 Prozent auf einmal.“ Und auch die „mangelnde Transparenz“ beim Vorgehen des ADAC störe ihn: „Wenn ich wenigstens die einzelnen Kostenpunkte aufgeführt bekäme, könnte ich die Anpassung vielleicht besser nachvollziehen.“
So stehe sein Entschluss fest: „Ich werde den Anbieter wechseln, auch wenn mir das nach so einer langen Mitgliedschaft schwerfällt.“ Nach eigenen Aussagen sei er bereits fündig geworden – und bezahle künftig ähnlich viel wie bislang.